Münster: Shortcut 2026

Robinson Khoury Quatuor Demi-LuneRobinson Khoury Quatuor Demi-LuneSeit 2004 wird das international renommierte Jazzfestival Münster, dessen erste Ausgabe 1978 über die Bühne ging, als Biennale veranstaltet. Doch so ganz wollte der künstlerische Leiter Fritz Schmücker vom jährlichen Turnus nicht lassen und rief für die „Zwischenjahre“ einen Konzertabend ins Leben, dem er zuerst den Namen „In Between“ gegeben hatte, bevor er diesen in „Shortcut“ änderte. Seinen Schwerpunkt legt Schmücker auf zeitgenössischen Jazz und improvisierte Musik aus Europa, doch bedeutet das für ihn beileibe kein Dogma. Jazz ist seit jeher eine transkulturelle Musik, in der kulturelle Identität durch die Vermischung verschiedener Traditionen gleich welcher Herkunft entsteht. Aus diesem Anspruch heraus kuratiert Schmücker jahrjährlich sowohl für die dreitägige Ausgabe des Jazzfestivals Münster als auch für die „Shortcut“-Fassung ein Programm, das sich weder geografisch noch ästhetisch oder stilistisch festlegen lassen will.

Am 3. und 4. Januar gibt es im Theater Münster wieder die Kurzversion dieses Münsteraner Jazzfestivals. Den Anfang macht ein Shooting-Star aus Frankreich mit einem neuen Programm, das zum ersten Mal in Deutschland live zu hören sein wird: Robinson Khoury mit Quatuor Demi-Lune. Mit Lina Belaïd (Cello), Simon Drappier (Bass) und Eve Risser (Piano) lässt sich der junge Posaunist von klassischer arabischer Musik, von Meistern der europäischen Kunstmusik wie Johann Sebastian Bach und Vertretern der musikalischen Moderne wie Arvo Pärt zu einer rauschhaften Kammermusik inspirieren. Danach haben die beiden gebürtigen Münsteraner Thomas Borgmann (Saxofon) und Willi Kellers (Drums) ein Heimspiel und zelebrieren mit ihrem Quartett Ruf der Heimat mit Christoph Thewes (Posaune) und Jan Roder (Bass) einen emotional aufgeladenen Free Jazz.

Mit der malischen Sängerin Niani Diabaté betritt Eve Risser als Duo Anw Be Yonbolo (auf Bambara: „Wir sind zusammen“) noch einmal die Bühne im Theater Münster, einfühlsam bringen sie die vielfältigen Griot-Traditionen Westafrikas mit den Anforderungen einer zeitgenössischen Improvisationsmusik aus Europa zusammen. Den Schlusspunkt hinter den langen „Shortcut“-Abend Anfang Januar setzt das Richard Koch Quintett. Der in Berlin lebende Trompeter führt mit seinen Mitmusiker/-innen einen stilistisch vielgestaltigen Modern Jazz auf, der sich weder der Klezmertradition aschkenasischen Judentums aus Osteuropa noch Balkanklängen oder einer mediterranen Folklore widersetzt. Direkt im Anschluss findet in der Atelier Bar eine nächtliche Jam-Session statt, am Sonntag gibt es dann noch ab 12 Uhr mittags ein Matinee-Konzert mit improvisierter Musik in der Dominikanerkirche in Münster.

Weiterführende Links
Internationales Jazzfestival Münster

Text
Martin Laurentius
Foto
Maxim Francois

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