Die Auswirkungen des Krieges zwischen Israel und Gaza haben in diesem Jahr auch die vor wenigen Tagen zu Ende gegangene Weltmusikmesse WOMEX im finnischen Tampere erfasst. Bei der Abschluss-Zeremonie sollte dem Projekt „Syrian Cassette Archives“ (SCA) der „Professional Excellence Award“ für seine herausragende Arbeit bei der Dokumentation und Bewahrung der reichen syrischen Kassettenkultur verliehen werden. Die SCA-Direktoren Mark Gergis und Yamen Mekdad lehnten den Preis jedoch ab. Ihre Begründung: Die WOMEX habe der Sängerin Liraz eine Plattform geboten, die „eine Spendenaktion für die israelischen Streitkräfte unterstützt“ habe, sagten Gergis und Mekdad. „Kultur ist niemals neutral. Wir, die wir in Musik und Kunst arbeiten, tragen die Verantwortung für die Narrative, die wir vermitteln, und für die Machtstrukturen, die diese Narrative verstärken.
Die WOMEX erkennt die Entscheidung des SCA an, betont in der Abschluss-Pressemeldung zugleich, dass man bestrebt sei, „einen konstruktiven Dialog über ihr Programm zu ermöglichen“. Liraz Charhi ist eine Sängerin und Schauspielerin, die in Ramla, Israel, geboren wurde, ihre Familie stammt aus dem Iran und hat jüdische Wurzeln. Seit dem Überfall der Hamas auf 21 israelische Kibuzzim ist ihre Karriere ausgebremst worden. Ihr ehemaliges Londoner Label hat den Release des sechsten Albums verzögert und sie gebeten, eine pro-palästinensische Position einzunehmen, woraufhin sie das Label verließ. Bei den Terrorattacken kamen fünf Familienmitglieder ihres Ehemanns ums Leben.