Melt Trio

Interferenz

Sie waren nie eine Jazzband im klassischen Sinn. So sagt es jedenfalls das Trio der Brüder Peter (Gitarre) und Bernhard Meyer (Bass) mit dem Schlagzeuger Moritz Baumgärtner über sich selbst.

Melt Trio (Foto: Max Zerrahn)

Tatsächlich setzen die drei ihre Ideen, bereits angedeutet bei den drei Vorgängeralben, nun auf „Consumer“ (Fun In The Church/Bertus) ganz stark mit Momenten des experimentellen Indiepop, aus Grunge, Elektronik und dem freien Jazz um – eine komplexe, hoch strukturierte, frische Form der Moderne. „Wer im heutigen Berlin oder eigentlich überall anderswo lebt, muss permanent offen sein für neue musikalische Einflüsse. Relevante Musik funktioniert nur so“, gibt Bernhard Meyer selbstbewusst zu Protokoll, und Bruder Peter konkretisiert: „Ich habe mich in den letzten fünf Jahren intensiv mit Programmierung beschäftigt. Inzwischen schreibe ich meine eigenen Effekte und digitalen Musikinstrumente. Das hat mein Soundspektrum sehr erweitert.“

Dieser Zuwachs ist vielleicht die eindrücklichste Neuerung im Bandgefüge, lässt er doch die zehn „Consumer“-Stücke sehr überraschend klingen. Expressive Ausbrüche, verträumte Verästelungen, ein stetig fließender Strom, ohne jede Spur von nervöser Interaktion, all dies fügt sich zu einer völlig neuen Sprache, einer neuen Musik. „Wir sind immer auf der Suche: Alles, was unsere eigene Soundgalaxie expandieren lässt, ist willkommen. Indiejazz würde ich dafür an den meisten Tagen als Schlagwort wohl am ehesten benutzen“, meint Bernhard. Bleibt die Frage an den Bassisten, wer sind die Consumer? „Jeder und jede ist eingeladen, sich auf verschiedenen Ebenen angesprochen zu fühlen, es geht um uns alle, um Kreisläufe.“

Text
Olaf Maikopf
Foto
Max Zerrahn

Veröffentlicht am unter 147, Feature, Heft

jazzfuel