Neustart: ELBJAZZ 2026

Jamie CullumJamie Cullum„Back to the roots“: Mit diesem Slogan eröffnet eine Pressemitteilung zum Hamburger Festival ELBJAZZ im kommenden Jahr. Dieses Festival, das im Juni vor 15 Jahren zum ersten Mal den Hamburger Hafen bespielt hatte, zeigte bereits 2010 seine ganze Strahl- und Sogkraft. Es war aber auch damals schon zu reizvoll, Jazzmusker/-innen auf dem ansonsten nicht öffentlich zugänglichen Werftgelände von Blohm + Voss live zu erleben, während der Betrieb in den Werkshallen wie gehabt weiterlief und sich bei Schichtende die nach Hause strömenden Werftarbeiter/-innen mit dem vor den Bühnen feiernden und oftmals auch tanzenden Publikum mischten – als zwei diametral gegensätzliche Wirklichkeiten, die unverhofft aufeinanderprallten.

Ende 2015 gab es erstmals einen scharfen Schnitt bei ELBJAZZ, als eine der beiden Festivalgründerinnen, Tina Heine, kurzerhand vor die Tür gesetzt worden war und sich die Hamburger Karsten Jahnke Konzertdirektion mit der auf Pop und Rock fokussierten FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH zusammentat, um fortan gemeinsam die Geschicke dieses Festivals zu bestimmen. Dieser Schritt hatte aber zuallererst zur Folge, dass man ELBJAZZ 2016 pausieren ließ, um dann im Folgejahr mit einer weitaus kommerzielleren Ausrichtung neu zu starten.

2025 hat ELBJAZZ erneut pausiert. „Wir haben seit der Pandemie intensiv daran gearbeitet, ELBJAZZ inhaltlich und wirtschaftlich zukunftsfähig zu machen“, erklärte der einstige ELBJAZZ-Geschäftsführer Alexander Schulz 2024 – und betonte: „Diesem Ziel sind wir insbesondere mit der diesjährigen Festivalausgabe ein großes Stück nähergekommen – aber wir sind in einigen Bereichen auch an Grenzen gestoßen, die einer Analyse bedürfen.“ Diese Analyse brachte wohl das Ergebnis, zurück auf Anfang gehen zu wollen.

Aber dann doch nicht so ganz, wie es wiederum in der Pressemitteilung heißt: „Nachdem wir 2025 aufgrund fehlender Verfügbarkeiten attraktiver Jazz-Headliner-Acts eine Pause eingelegt hatten, haben wir bewusst neu geplant und uns entschieden, das ELBJAZZ 2026 zeitlich mit anderen großen europäischen Jazzfestivals zu verbinden. Das Festival findet daher nun am 10. und 11. Juli 2026 statt – eine Zeit, in der viele internationale Jazz-Künstler/-innen bereits in Europa touren, was für sie den Weg nach Hamburg erheblich abkürzt. Zudem erhoffen wir uns vom neuen Datum eine stabilere Wetterlage für ein noch besseres Festivalerlebnis an der Elbe!“

Vor allem wurde die Struktur der verantwortlichen ELBJAZZ GmbH neu aufgesetzt. Zum Beispiel haben FKP Scorpio und Schulz mittlerweile die GmbH verlassen, zukünftig kümmert sich die Karsten Jahnke Konzertdirektion alleinverantwortlich um die Belange von ELBJAZZ, mit der verbliebenen zweiten Festivalgründerin Nina Sauer als beratende Gesellschafterin. Ob diese Maßnahme zur Umstrukturierung der ELBJAZZ GmbH tatsächlich ein „Back to the roots“ zur Folge haben wird, bleibt indes fraglich.

Erste für ELBJAZZ 2026 bekannt gegebene Namen wie der vom britischen Crooner Jamie Cullum oder von José James und China Moses aus den USA sowie populäre Acts wie die Singer-Songwriterin Greentea Peng oder das Duo Herbert & Momoko mit Matthew Herbert und Momoko Gill lassen eher eine weitere Kommerzialisierung erwarten als eine Fokussierung auf die Kompetenzen vom Festivalanfang vor 15 Jahren, als man bei ELBJAZZ noch ganz auf eine kreative Kuration des Programms gesetzt hatte. Und überhaupt haben die zurückliegenden Sommer gezeigt, dass eine stabile Wetterlage mit wenig Regen nicht wirklich Normalität im norddeutschen Juli ist.

Am morgigen 19. November beginnt jedenfalls der Kartenvorverkauf für ELBJAZZ 2026. Tickets, die noch für den alten Termin 5./6. Juni 2026 gekauft worden sind, müssen erst storniert werden, um rückerstartet werden zu können. Danach bekommt man einen Code, mit dem einem ein Sonderpreis auf ein neues Ticket für den 10. und 11. Juli gewährt werden soll.

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ELBJAZZ

Text
Martin Laurentius
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Charles Gall

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Applaus Preisträger:innen 2025