Regensburg: Sparks & Visions zum Vierten

Für Wolkenstein ist das Ambiente, in dem sie die Künstler/-innen auftreten lässt, ein weiterer Aspekt ihres Konzepts. Das historische Theater Regensburg ist von Anfang an Festivalspielstätte, weil es mit seiner einmaligen Akustik und den hufeisenförmigen Rängen dem Publikum das Gefühl vermittelt, direkt am Geschehen auf der Bühne teilzuhaben. Magisch werden die Konzertabende dann durch das Bühnenbild des Künstlers Karl Iaro, der die poetisch-inspirierende Atmosphäre dieses Festivals durch seine im Raum aufgehängten, gläsernen Mobiles noch intensiviert. „Letztens habe ich eine Doku über den italienischen Architekten und Designer Renzo Piano geschaut, der gesagt hat, dass sich im kreativen Prozess der Geist verhalte wie die Augen im Dunklen; langsam gewöhnten sie sich daran und es würden nach und nach die Formen der Dinge sichtbar. So fühlt es sich auch an, wenn ich mein Programm entwickele“, betont Wolkenstein. „Auch diesmal hatte ich wieder einige Wunschkandidat/-innen auf meiner Liste und bin froh, dass es geklappt hat, sie einzuladen. Danach ging ich gezielt auf die Suche für mein Programm und hatte Parameter wie Stilistik, Instrumente, Energie, Klangfarbe, Herkunft, Besetzung, Bekanntheitsgrad auf dem Schirm. Nach und nach folgte ein Act dem anderen, bis sich bei mir das Gefühl einer Balance einstellte.“
Gleich der Festivalopener, das Duo Fil aus Frankreich mit der Sängerin Leïla Martial und dem Cellisten Valentin Ceccaldi, überführt das Poetische in radikale Klangexkursionen. Sein unbegleitete Klaviersoloprogramm wird für den israelischen Pianisten Nitai Hershkovits stets zum Resonanzraum der eigenen Intuition, während das Quintett des norwegischen Saxofonisten Marius Neset ein mitreißendes Klangspektakel auf den Weg bringen wird. Auch der zweite Abend zeigt ein breites Spektrum improvisierter Musik aus Europa. Lassen sich die ungarische Gitarristin Zsófia Boros und der schwedische E-Bassist Björn Meyer auf eine Meditation über Klang und Raum ein, deutet das Quartett der in Dänemark lebenden, japanischen Pianistin Makiko Hirabayashi die Musik Händels aus der Perspektive von Improvisationskünstler/-innen von Heute neu, während der britische Sänger und Pianist Reuben James den zweiten Abend mit viel Soul und Groove beschließen will.
Der Sonntag ist zwei Matineekonzerten vorbehalten. Den Anfang macht um 11 Uhr das Trio Velvet Revolution um den Berliner Saxofonisten Daniel Erdmann mit der Vokalistin Jelena Kuljić als Gästin, gemeinsam will man das Insistierende der musikalischen Performance mit der leisen Rebellion der Lyrics live vor Publikum herausstellen. Und dass der europäische Festivalfokus kein Dogma sein muss, macht dann der Schluss-Act deutlich. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die junge New Yorker Harfenistin Brandee Younger Sparks & Visions beschließen wird“, sagt Wolkenstein: „Das wurde möglich, weil sie wenige Tage später in der Hamburger Elbphilharmonie auftritt. Ich verfolge Brandees Karriere seit geraumer Zeit und bin begeistert von ihrer spirituellen Leuchtkraft an der Schnittstelle von Jazz und Soul.“
Weiterführnende Links
Sparks & Visions





