Mal ketzerisch gefragt: Würde so eine Musik in Zeiten wie diesen auch in Moskau funktionieren? Makar Novikov hat sich selbst längst eine Antwort darauf gegeben. Der russische Kontrabassist befand sich in Italien auf Tournee, als im Februar 2022 der Ukraine-Krieg losbrach. Kurzerhand entschloss er sich, nicht mehr in seine Heimat zurückzukehren und ein neues Leben zu beginnen. Dabei entstand auch der Wunsch, ein eigenes Projekt mit seinen Kompositionen auf die Beine zu stellen. Nach drei Jahren gibt es deshalb nun also „Long Journey“, und es ist nicht irgendein Mainstream-Album geworden. Novikov erzählt darin quasi wie in einer Suite mit Titeln, die „Emergency Exit“, „Free Fall“, „Desert Island“, oder „Tears of Joy“ heißen, seine Geschichte. Auch musikalisch greift er mit Begleitern wie seinem ebenfalls emmigrierten Landsmann Alex Sipiagin (Trompete), der „halben Italienerin“ Olivia Trummer am Piano (die auch singt), dem spannenden Tenorsaxofonisten Gianni Gagliardi sowie Drummer Donald Edwards gleich ins oberste Regal. Ein rundum gelungenes Debüt, das Intelligenz mit Intuition und Präzision mit Kreativität verbindet.
Text
Reinhard Köchl
Ausgabe
, Jazz thing 161
Veröffentlicht am 13. Nov 2025 um 07:57 Uhr unter Reviews
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