NRW: JugendJazzOrchester@50
JJO NRWAls sich 1975 das JugendJazzOrchester NRW (JJO NRW) gründete, hatten Jazz und improvisierte Musik keinen allzu guten Leumund hierzulande. Klar, es gab eine Jazzszene in Westdeutschland, jede ARD-Anstalt hatte eine eigene Jazzredaktion, die umfassend über Neues und Aktuelles berichtete, auch waren es nicht wenige Musiker/-innen, die sich bereits international einen Namen gemacht hatten – wie zum Beispiel Albert Mangelsdorff, Jutta Hipp oder die Brüder Rolf und Joachim Kühn. Doch vor 50 Jahren war man hierzulande noch weit davon entfernt, eine ähnlich intensive Nachwuchsarbeit für den Jazz zu betreiben wie sie damals für die Klassik üblich war. Umso mehr überraschte dann die Gründung dieses Orchesters auf Betreiben des Saxofonisten und Klarinettisten, Komponisten und Pädagogen Rainer „Glen“ Buschmann.
„Zu der Zeit gab es schon für die Klassik das Landesjugendorchester NRW“, so Thomas Haberkamp, seit rund 30 Jahren Geschäftsführer des JJO NRW. „Buschmann konnte den damaligen Kultusminister Jürgen Girgensohn überzeugen, dass das, was im klassischen Bereich durch ,Jugend musiziert‘ und das Landesjugendorchester existierte, auch auf den Jazz übertragen wurde. Und so ist 1975 das JugendJazzOrchester NRW, auch mit Unterstützung des damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau, entstanden, als erstes in der Bundesrepublik Deutschland.“ Das JJO NRW wurde nicht nur zum Vorbild für die Gründungen weiterer Nachwuchs-Jazzorchester auf Länderebene, sondern auch für das 1988 von Peter Herbolzheimer an den Start gebrachte Bundesjazzorchester. Heutzutage ist das JJO NRW in der Trägerschaft des Vereins zur Förderung junger Jazzmusiker/-innen in NRW und wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Düsseldorf und den Landesmusikrat NRW.
Alle zwei bis zweieinhalb Jahre gibt es Vorspiele für das JJO NRW, für das sich Nachwuchsmusiker/-innen aus Nordrhein-Westfalen bewerben können; zudem sind die Gewinner/-innen des Wettbewerbs „Jugend jazzt“ dazu aufgerufen, ins Orchester einzusteigen. Zum Team gehören neben Haberkamp noch Stefan Pfeifer-Galilea (Saxofon), Gabriel Pérez (Saxofon) und Stephan Schulze (Posaune), die als künstlerische Leiter drei Mal im Jahr mit den Jazztalenten arbeiten und für das Repertoire des JJO NRW sorgen. Bislang hat das Orchester mehr als ein Dutzend Alben veröffentlicht und zahlreiche Konzerte im In- und Ausland gespielt, zudem sind Video-Clips von Auftritten auf dem eigenen Youtube-Channel zu sehen. Zu den Alumni gehören nicht wenige, mittlerweile prominente Musiker/-innen – wie zum Beispiel Till Brönner, Silvia Droste, Paul Heller oder Caris Hermes. 2013 wurde das JJO NRW mit dem WDR Jazzpreis ausgezeichnet.
„Eines unserer Alleinstellungsmerkmale ist, dass wir mit dem JJO NRW in der Regel nur Musik spielen, die einer von uns künstlerischen Leitern auch geschrieben hat“, so Pfeifer-Galilea. „Wir drei sind grundverschieden: Ich bin eher der Straight-Ahead-Typ, während Gabriel oftmals lateinamerikanische Musik in den Fokus nimmt und Stephan gerne Bigband-Bearbeitungen von klassischer Musik realisiert. Das ist Garant dafür, dass das Orchester stilistisch stets breit aufgestellt ist.“ Diese Vielfalt lässt sich bei den Jubiläumskonzerten nachhören, wenn das JJO NRW am 18. Oktober in der Essener Philharmonie, am 24. Oktober im Dortmunder Konzerthaus und am 25. Oktober in der Kölner Philharmonie (bereits ausverkauft) seinen 50. Geburtstag live vor Publikum feiern wird. Als Gäste hat man den Sänger Max Mutzke und den Posaunisten Nils Landgren gewinnen können, durch die Abende moderiert Götz Alsmann.
Weiterführende Links
JugendJazzOrchester NRW