Ami Taf Ra
The Prophet And The Madman
Brainfeeder/Rough Trade
Zwischen Klarheit und innerem Chaos verortet die Sängerin Ami Taf Ra die Musik auf ihrem Debütalbum, einer weiteren, schillernden Blüte des Westcoast-Jazz-Biotops um Kamasi Washington und das Brainfeeder-Label. Tatsächlich beschreiben die zehn Kompositionen einen Schleuderkurs zwischen nervösen, fordernden Texturen und Zuständen spiritueller Euphorie, die Gäste Ryan Porter (Posaune) und eben Washington (Tenor) individuell verstärken. Die restliche, im Mix zum undurchdringlichen Dickicht verdichtete Backingband schöpft dabei aus Genres wie Filmmusik, Musical, Folk, Funk und dem afrozentrischen Jazz der 1970er, gönnt sich aber auch eine homöopathische Dosis Gnawa. Zunächst sperrig, dann zunehmend reizvoll reibt sich damit die Singstimme von Ami Taf Ra, die tatsächlich an erklärte arabische Vorbilder wie Fairuz und Oum Kalthoum erinnert, nur dass die aus Marokko stammende Sängerin auf englisch singt und ohne die für arabische Melodien typischen Koloraturen auskommt – mit Ausnahme des letzten, längsten Titels. Das Potential dieses etwas hyperaktiven Debüts ist unüberhörbar, aber noch lange nicht ausgeschöpft.