RIP: Rolf Kühn

Wie kaum ein anderer Jazzmusiker aus Deutschland verkörpert Kühn die Entwicklung des Jazz in Deutschland der vergangenen Jahrzehnte. Nach dem Ende der Nazi-Diktatur 1945 entdeckte der Sohn einer jüdischen Mutter für sich die Freiheit des Jazz und ging über Stationen bei den Rundfunkorchestern in Leipzig und Berlin 1956 nach New York, wo er unter anderem in den Bigbands von Benny Goodman und Tommy Dorsey zu hören war. Dort lernte der Klarinettist auch John Hammond kennen, der 1957 sein Debütalbum für Columbia Records, „Streamline“, produzierte.
1962 kehrte er nach Deutschland zurück, arbeitete für das NDR-Fernsehorchester in Hamburg und war einer der Solisten bei den German All Stars. 1966 holte Rolf Kühn seinen 14 Jahre jüngeren Bruder Joachim (Piano) nach Westdeutschland. Mit ihm trat er im gleichen Jahr bei den Berliner Jazztagen auf, beide spielten daraufhin auf dem Newport Jazz Festival und veröffentlichten 1967 auf Impulse! Records ihr Quartett-Album „Impressions Of New York“.
Obwohl Kühn als Klarinettist weiterhin auf dem Jazzcircuit zu hören war, ist er in den folgenden Jahrzehnten oft auch als Komponist und Dirigent für Musicalproduktionen, Film und Fernsehen zu erleben gewesen. 2009 brachte die Berliner Musikjournalistin Maxi Sickert seine Biografie unter dem Titel „Clarinet Bird“ als „Jazzgespräche“ heraus, zehn Jahre später drehte der Hamburger Dokumentarfilmemacher Stephan Lamby für 3sat die sehenswerte Doku „Brüder Kühn – Zwei Musiker spielen sich frei“. Am 18. August ist Rolf Kühn 92-jährig in Berlin gestorben. Text Martin Laurentius
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