Vijay Iyer
Mutations
ECM/Universal
Pro
Wolf Kampmann
Kontra
Nun war Vijay Iyer nicht als Fürsprecher emotionalen Überschwangs bekannt, sondern neigte dazu, Musik als Reflexion über Kultursymbiosen auf der Basis ins Leben verlängerter Abstraktion zu verstehen. Aber er arbeitete als Pianist an vorderster Front an seinen Experimenten. „Mutations“ hingegen gibt ihm die Möglichkeit, Kammermusik für Streichquartett aufzunehmen und sich mehr als Komponist und Strukturdenker denn als Solist zu präsentieren. Dadurch nimmt der Grad der Durchformung des Materials zu und Iyer tritt hinter die Musik zurück. Als Komponist ist er so sehr auf der Suche, dass die zehn Episoden von „Mutations“ sich in Avantgardismen verlieren. Vorlagen scheinen durch die Musik hindurch – Glass, Reich, Hindemith. Bisherige Bezüge auf seine amerikanisch-indische Wurzeln hingegen werden zur Randständigkeit sublimiert.
Ralf Dombrowski






