Nguyên Lê
Overseas
ACT/edel
Pro

Olaf Maikopf
Kontra
Identität ist sein Projekt: Seit einem Vierteljahrhundert irrlichtert Nguyên Lê durch die Jazzwelt, ein brillanter Gitarrist auf der Suche nach dem, was ihn von anderen Virtuosen unterscheidet. Das machte einst bei „Tales From Viêt-Nam“ Sinn, denn diese Experimente waren ein behutsames Annähern zweier für sich jeweils starker Klangtraditionen mit begrenzter Schnittmenge. „Overseas“ hingegen ist vor allem ein Fusion-Spektakel, das den Reiz einer zyklisch melodischen, mit Folkloreinstrumenten garnierten Klangkultur mit Elementen der improvisierenden Musik verknüpft. Das hat als Farbe Charme, entwickelt aber über die Albumlänge eine dudelnde Redundanz. Ein paar stilistische Adaptionen von Reggae bis Beatbox versuchen, den Bogen aufzufrischen. Zwingend ist das nicht, eher beliebig in seiner leiernden Uniformität der Textur. Zum kulturübergreifenden Gesamtkunstwerk ist es noch ein weiter Weg.
Ralf Dombrowski






