Weather Report – Live In Berlin 1975

Weather Report - Live In Berlin 1975

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Deutscher Jazzpreis 2024

Weather Report

Live In Berlin 1975

(Art Of Groove/Indigo)

Weather Report - Live In Berlin 1975Zum 41. Geburtstag was aus dem Schatzkästchen. Zum ersten Mal gibt es den Auftritt von Weather Report auf den Berliner Jazztagen 1975 als Konserve im opulenten CD- und DVD-Doppelpack. Die Supergruppe der Fusionbranche war damals gerade fünf Jahre alt und hatte bereits den ersten Umbruch hinter sich: Bassist Miroslav Vitous wurde ersetzt durch Alphonso Johnson. Eine hörbare Veränderung – weg von der eher zurückhaltenden Bassarbeit des Tschechen hin zu den treibenden Grooves und Licks, die der junge Johnson auf dem E-Bass virtuos zimmerte. Und der ist es auch, der zusammen mit Chester Thompson und Alex Acuña an Drums und Percussion die Weather-Report-Masterminds Joe Zawinul und Wayne Shorter im Rund der Berliner Philharmonie deutlich Richtung Funk bugsiert. Es sind nur vier Tracks, die die Wegbereiter des Jazz-Rock auf dieser ersten Scheibe einer als Trilogie geplanten Edition präsentieren. Aber diese haben es in sich und verdeutlichen exemplarisch die damals revolutionäre Klang- und Spielästhetik der Formation, die Jazz nicht mehr als Abfolge von Einzelsoli verstand, sondern die kollektive Auseinandersetzung mit Motiven zur Basis ihres Spiels erhob. Das druckvoll peitschende „Freezing Fire“, die betörende Ballade „Scarlet Woman“, „Badia/Boogie Woogie Waltz“, das knapp 20 Minuten lang die spätere Hinwendung Richtung Weltmusik schon dezent ankündigt, ein Zawinul, der noch ab und an Piano und unverzerrtes Keyboard spielt, sowie ein beseelt mit seinem Saxofon in Klangwelten wühlender Shorter zeigen die Band in Höchstform – ein Jahr bevor mit dem Einstieg von Bassist Jaco Pastorius die legendären Weather Report-Jahre erst beginnen sollten.

Text
Michael Stürm
, Jazz thing 88

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