Ursprünglich war Snooze-On ein instrumentales Jazzquartett mit einer Vorliebe für Post-Rock-Verträumtheiten. Doch davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. Saxofonist Markus Ehrlich ist nicht mehr ausschließlicher Melodieträger der Berliner Band, sondern teilt sich diese Rolle mit Gitarrist Charis Karantzas, der als Sänger mit Sinn für dunkle, weitgespannte Folkloristika in Erscheinung tritt. Und auch sonst greift die Berliner Band um Schlagzeuger Christian Tschuggnall auf „Drawn“ in die Vollen. Sie vermischt kernigen Prog-Rock mit Beach-Boys-Melodik, lässt Streicher und Harfen auf Lap-Steel-Gitarre und Vibrafon treffen – und erschafft damit atmosphärisch dichte Klangerzählungen, die sich irgendwie poppig ausnehmen, aber niemals irgendwelchen gängigen Bauprinzipien folgen. Das Ergebnis ist die nahezu perfekte Balance zwischen Kunstwollen und publikumsaffiner Hymnik.
Text
Josef Engels
Ausgabe
, Jazz thing 114
Veröffentlicht am 08. Aug 2016 um 10:02 Uhr unter Reviews
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