Lukas Mohl

Musik kann heilen

Mit „Speaking From The Heart“ (Double Moon/H‘Art) debütiert ein Pianist in der „Jazz thing Next Generation“-Reihe in einer klassischen Darreichungsform, dem Trio. Lukas Mohl erweist sich dabei nicht nur als außergewöhnlicher Tastenzauberer, sondern auch als versierter Komponist – das gesamte Songdutzend des Albums stammt aus seiner Feder.

Lukas Mohl – Speaking From The Heart (Jazz thing Next Generation Vol. 108, Cover)

„Ich habe relativ spät angefangen, Klavier zu spielen“, berichtet Lukas Mohl, „und erst mit 14 Jahren Unterricht bekommen. Ich komme aus einem sehr kleinen Dorf, und der örtliche Klavierlehrer hat auch meinen Bruder unterrichtet. Zuerst war es nur ein Hobby für mich, aber so mit 17, 18 Jahren habe ich gemerkt, dass es das ist, was ich mein Leben lang machen will.“ Den Weg zum Jazz hat ihm dieser Lehrer auch gleich geebnet. „Einmal“, so Mohl, „hat er mir auf meine Frage, was wir als Nächstes spielen, einen Jazzstandard vorgespielt, und ich weiß noch, wie fasziniert ich von dem ungewöhnlichen Akkord war, der darin vorkam.“

Der Umweg, den Lukas Mohl zunächst gegangen ist, war dementsprechend kurz. „Nach dem Abitur habe ich ein Praktikum gemacht und ein halbes Jahr als Lagerist gearbeitet“, erinnert Mohl sich, „da habe ich schnell gemerkt, dass es nicht das ist, was ich ein Leben lang machen will. Ich habe dann im Studium den Bassisten Jasper Somsen kennengelernt. Als ich ihm erzählt habe, dass ich ein Album machen will, hat er mich auf Jazz thing und das „Next Generation‘-Programm aufmerksam gemacht.“

„Music is the healing force of the universe“, soll Albert Ayler einst gesagt haben, und dieses Zitat spielt auch für Lukas Mohl eine wichtige Rolle. „Ich habe mit Depressionen zu kämpfen“, erzählt der Pianist. „Das liegt bei uns in der Familie. Ich war auch in Therapie, aber während des Studiums habe ich entdeckt, dass es mir guttut, wenn ich mich ans Klavier setze. Das hat richtiggehend heilend auf mich gewirkt, und ich habe gemerkt, dass ich Musik wirklich liebe. Mit Musik kann man Gefühle ausdrücken, die man sonst schlecht erklären kann.“ Deutlich wird das in Songtiteln wie „With A Heavy Heart (I Say Goodbye)“ oder „The Soul At 3 A.M.“.

Komponiert hat Mohl während des Studiums ständig, sodass Material für „Speaking From The Heart“ reichlich vorhanden war. „Ich hatte acht oder neun Stücke in der Schublade und habe für das Album dann noch drei weitere geschrieben“, berichtet der Pianist. „Meistens kommt die Musik einfach so aus mir heraus, ohne dass ich wüsste, warum. Einige Stücke habe ich Personen gewidmet, die mich inspiriert haben und die mir wichtig waren in meinem Leben.“

Das alles fügt sich für Lukas Mohl aber erst im Nachhinein zu einem Ganzen zusammen, beim Komponieren blendet er sogar Gedanken an seine Mitmusiker aus. „Die Besetzung war zwar klar, aber trotzdem schreibe ich nicht Musik für Jasper oder Min, wenn ich komponiere“, gibt der Pianist ehrlich zu. „Es kommt aber vor, dass ich ein Buch lese oder einen Film sehe und mich davon inspiriert fühle.“

Lukas Mohl (Foto: Anna Perger)

Jasper Somsen und Schlagzeuger Min Won kommen erst danach ins Spiel. „Wenn die Stücke fertig sind“, so Mohl, „präsentiere ich sie meinem Trio, und wir arbeiten sie gemeinsam aus.“ Dabei gibt es für Bassist und Schlagzeuger durchaus Fallstricke zu vermeiden und diverse Haken und Ösen zu beachten, denn bei aller Zugänglichkeit sind die Songs, die Lukas Mohl schreibt, ziemlich komplex. „Jasper habe ich unheimlich viel zu verdanken“, betont der Pianist, wenn er an seinen Bassisten und ehemaligen Lehrer denkt. „Bei ihm habe ich das Gefühl, dass es ihm zuerst um die Musik geht und nicht darum, wie er sie gerne spielen würde. Auch wenn es Parts sind, die ihm nicht unbedingt naheliegen, ist er immer bereit, quasi die Extrameile zu gehen.

„Min Won – „Min ist die Person, mit der ich am meisten Musik gemacht habe in meinem Leben“ – weiß die Schlagzeugparts mit traumwandlerischer Lässigkeit zu gestalten und folgt dem Pianisten auch in Songs, in denen es um sehr persönliche Gefühle geht, auf dem Fuße. Der niederländische Jazzpianist Jeroen van Vliet hat Lukas Mohl jedenfalls schon ein dickes Kompliment gemacht: Mit dem Album gebe Mohl nicht nur ein starkes Statement ab, sondern „teilt außerdem die Verletzlichkeit und Schönheit seiner Musik mit uns“.

Auf seinem Debütalbum „Speaking From The Heart“ spielt Lukas Mohl mit seinen beiden Mitstreitern eine komplexe Musik, die aufhorchen lässt und sein Trio darüber hinaus zu einer Band macht, die das Besondere zelebriert. Zu dritt haben sich Lukas Mohl, Jasper Somsen und Min Won natürlich auch schon auf diversen Bühnen präsentiert – daher weiß der Pianist, dass er sich auf die zwei an Bass und Schlagzeug bedingungslos verlassen kann. „Ich freue mich einfach auf jedes Konzert“, sagt Lukas Mohl, „weil ich weiß, dass wir alle drei eine ähnliche Vorstellung davon haben, wie die Musik klingen soll.“

Jazz thing präsentiert
Lukas Mohl
07.06. Düsseldorf, Lovebird Festival
12.11. Nijmegen/NL, Brebl

Bitte besuchen Sie für weitere Daten die Künstler-Website lukasmohl.com.

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Text
Rolf Thomas
Foto
Anna Perger

Veröffentlicht am unter 159, Heft, Live things, Next Generation

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