Auf seinem zweiten Album wird das Quartett um den Schweizer Bassisten Vito Cadonau seinem Namen volltönend gerecht. Ramur bedeutet auf Rätoromanisch so viel wie „Geräusch“, und leidenschaftliche Klangerkundungen stehen auch im Zentrum von „En Casa Veglia“. Der titelgebende Aufnahmeort, ein altes Bauernhaus in der malerischen Abgeschiedenheit Graubündens, inspirierte Cadonau, Tobias Pfister am Tenorsax, Maurus Twerenbold an der Posaune und Paul Amereller am Drumset zu knarzigen Grooves und einer Reihe reizvoller mikrotonaler Alpenland-Allusionen. Da klingen die Bläser mal wie Insekten, die durch die Kate brummen, mal wie widerkäuendes Weidevieh, mal wie im Gebirgsdunst kreisende Greifvögel. Dank der rustikal-zupackenden Basslinien des Bandleaders wird die Gratwanderung nie ätherisch, sondern zu einer spannenden Entdeckungsreise auf den Matten zwischen Avantgarde und Tradition.
Text
Josef Engels
Ausgabe
, Jazz thing 154
Veröffentlicht am 17. Jun 2024 um 07:58 Uhr unter Reviews
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