„Ariabesques“ ist Bill Dobbins‘ Bearbeitung der Grundidee von Bachs Goldberg-Variationen für die WDR Big Band. Schon in der Aria, dem musikalischen Kern des Zyklus, tritt das ursprünglich vorgesehene Cembalo schnell zur Seite und macht Platz für großformatigere Klänge. Man spürt den Schrecken, der in die Kenner/-innen aus dem klassischen Lager fährt. Ein Sakrileg, keine Frage. Kulturelle Aneignung in Gegenrichtung. Wie Bach zu seiner Zeit verwandelt er den Aufschlag der Aria in einen Reigen von 30 Variationen, die verschiedene, zu ihrer Zeit populäre Rhythmen und Tänze durchdeklinieren. Warum auch nicht, entscheidend ist ja letzten Endes, wie das Ganze klingt. Und das ist vielleicht der größte Unterschied zu Bachs Strukturvorlage. Dobbins‘ „Ariabesques“ sind kaum mehr als eine freundliche Fingerübung: reichlich oberflächlich – und irgendwie unbefriedigend.
Text
Stefan Hentz
Ausgabe
, Jazz thing 149
Veröffentlicht am 24. Jul 2023 um 07:59 Uhr unter Reviews
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