Joshua Redman
Words Fall Short
Blue Note/Universal
PRO
Eine Nachricht, dazu bestimmt, gesendet zu werden. Noch ist sie es nicht, bleibt verborgen in den eigenen Gedanken. So beginnt das neue Album „Words Fall Short“ von Joshua Redman: mit der Ballade „A Message To Unsend“, nachdenklich und fragend. Redmans Ton auf dem Saxofon bewegt sich samtig und tänzelnd, von eigenartig berührender Schönheit. Er moduliert einzelne Töne wie singuläre Klangskulpturen. So auch bei „So It Goes“, auf dem er mit der Tenorsaxofonistin Melissa Aldana spielt. Begleitet von seinem neuen Quartett, ist das Album eine Sammlung bisher unveröffentlichter Kompositionen, die während der Pandemie entstanden sind. Auf dem Stück „Icarus“ ist die Trompeterin Skylar Tang zu hören, der Redman die Noten per SMS schickte. Das Album endet mit „Era’s End“, gesungen von Gabrielle Cavassa. Ein musikalisches Selbstporträt Redmans von poetischer Tiefe
Maxi Broecking
KONTRA
Der Sohn von Jazzlegende Dewey Redman gehört zweifellos zu den größten Dauertalenten der Gegenwart. Leider mangelt es noch an Vollendung. Allzu oft begnügt er sich mit Mittelmaß. Auf seinem neuen Album will er sich hauptsächlich als Komponist präsentieren. Gerade das geht jedoch daneben. Spielerisch gibt es auf dem Album ein paar schöne Momente, vor allem im Interplay mit Saxofonistin Melissa Aldana und Trompeterin Skyler Tang. Für Freunde von Post-Bop und Neotraditionalismus ist sicher genug Erfreuliches dabei, am Ende kehrt der 56-Jährige aber immer wieder zu jener Haltung zurück, die ihn vor 30 Jahren zu einem der Hauptvertreter der sogenannten „Young Lions“ machte. Als Komponist bleibt zu wenig, was über den Augenblick hinaus im Gedächtnis bliebe. Redman geht nie über den abgesicherten Modus hinaus. Etwas mehr Kontur täte seiner Musik aber gut.
Wolf Kampmann