Joe Lovano

Homage

ECM/Universal

Joe Lovano – Homage (Cover)Einst war Joe Lovano ein Mauerbrecher auf dem Saxofon, doch diese Zeiten sind vorbei. Mittlerweile schlägt er viel leisere Töne an, nicht nur auf dem Horn, sondern auch auf seinen Gongs. Sein Ton gewordenes Denken fügt sich wunderbar in die Soundphilosophie des polnischen Marcin Wasilewski Trios, mit dem er auf „Homage“ in die zweite Runde geht. Ohne sich jedweden esoterischen Tendenzen anzudienen oder in postcoltranesken Hippieträumen zu entschwinden, finden sie zu einer Art Meditationsmusik, die komplett im Suchen und Sehnen der Gegenwart verwurzelt ist. Das Album beginnt mit einer Komposition des großen polnischen Geigers Zbigniew Seifert, alle anderen Kompositionen stammen von Lovano selbst. Der Titel „Homage“ ist deshalb ganz unterschiedlich auslegbar. Lovano verweist auf Menschen, die ihn inspiriert haben, allen voran Manfred Eicher. Doch man kann diese Musik in ihrem meditativen Flow auch als Tribut an die zweifellos globale Sehnsucht nach einer Zeit verstehen, in der man auf weiten Teilen der Welt das Gefühl haben durfte, alles wende sich zum Besseren. Davon sind wir heute weit entfernt. Musik hat jedoch oft den Anfang gemacht. „Homage“ ist ein solches Album.

Text
Wolf Kampmann
, Jazz thing 159

Veröffentlicht am unter Reviews

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