RIP: Lucia Zimara

Lucia ZimaraLucia ZimaraAls Lucia Zimara und Heike Urban 1995 ihre Musikpresseagentur Nuzzcom in Frankfurt gründeten, war die Musikwelt scheinbar noch in Ordnung. Der Musikmarkt war dabei zu expandieren, der Tonträger CD hatte gerade erst die alte Vinyl-LP abgelöst, das Digitale steckte noch in den Kinderschuhen. Zuvor hatten Zimara und Urban schon Berufserfahrungen in der Musikbranche sammeln können und waren gut gerüstet, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Aussichten, mit einer eigenen Agentur Erfolg zu haben, waren nicht schlecht, weil einerseits viele Plattenfirmen begannen, ihre internen Presseabteilungen outzusourcen, andererseits Nuzzcom den Schwerpunkt auf die damals zu boomen beginnende Worldmusic legte.

Rasch hatte sich Nuzzcom einen Stamm von Künstler/-innen aufgebaut, die regelmäßig ihre Albumveröffentlichungen und Konzerttourneen durch diese Agentur betreuen ließen. Namen wie Angelique Kidjo, Ali Farka Touré, Fatoumata Diawara, Ana Moura, Femi Kuti, Rokia Traoré, Tinariwen, Rabih Abou-Khalil, Ani DiFranco oder Arto Lindsay sprechen für sich. Einen echten Coup landete Nuzzcom, als man die Pressearbeit für das aufstrebende Weltmusik-Label World Circuit des Londoner Produzenten Nick Gold übernahm. Ein Coup war das deshalb, weil World Circuit 1996 ein von Ry Cooder produziertes Album mit legendären kubanischen Musiker/-innen veröffentlicht hatte: „Buena Vista Social Club“. Dieses Album ging sprichwörtlich durch die Decke, als die gleichnamige Wim-Wenders-Doku weltweit in die Kinos kam. „Buena Vista hat die Leute offener gemacht für Musik aus anderen Kulturen – über Pop und Charts hinaus“, war Zimara überzeugt.

Der erfolgreichen Zusammenarbeit mit World Circuit zum Trotz (man hatte zwei goldene Schallplatten für World-Circuit-Alben bekommen) behielten Zimara und Nuzzcom Bodenhaftung: Man arbeitete weiterhin kontinuierlich mit verschiedenen Partner/-innen aus der Musikbranche zusammen, sorgte dafür, dass Künstler/-innen aus aller Welt hierzulande gehört und gesehen wurden, und machte junge Talente aus unterschiedlichen Genres fit für eine Musikkarriere. Der anhaltenden Krise des Musikmarktes hielt Nuzzcom auch deshalb Stand, weil man immer wieder sein Angebotsspektrum erweitern konnte und auch nach 30 Jahren Selbstständigkeit die Liebe zur Musik nicht verlor. Am 14. September ist Lucia Zimara 65-jährig an ihrer Krebserkrankung gestorben.

Wir Journalist/-innen haben die Zusammenarbeit mit Lucia und Nuzzcom all die Jahre geschätzt: Es gab im immer schwieriger werdenden Promogeschäft nur wenige Persönlichkeiten, die die Themen so engagiert, mit großer Professionalität und zugleich mit warmherziger Menschlichkeit betreuten wie die Nuzzcom-Gründerin. Die Lücke, die Lucia hinterlässt, ist groß.

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Nuzzcom

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Stefan Franzen & Martin Laurentius
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Privat

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Stop Over 4 – Perspectives