45: Jazzfestival Saalfelden
Leonhard SkorupaFür das Jazzfestival Saalfelden wird seine 45. Ausgabe eine besondere sein. Dieses renommierte Jazzfestival unterhalb des Steinernen Meeres in den österreichischen Alpen ist 2025 vom Europe Jazz Network (EJN) mit dem „EJN Award For Adventurous Programming“ ausgezeichnet worden. „Das Schönste an diesem Preis ist sein Titel – adventurous programming“, freute sich der künstlerische Leiter des Jazzfestivals Saalfelden, Mario Steidl, bei der Bekanntgabe: „Neugier, Risikobereitschaft und das Schaffen neuer Formate zu würdigen, ist so viel schöner, als sich in Superlativen wie ‚größtes‘ oder ‚bestes‘ zu verlieren. Es ist die Anerkennung einer Haltung.“ Diese Haltung zeigt sich heuer wieder im Programm des Festivals vom 21. bis 24. August, das vergangenen Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Salzburg vorgestellt wurde. Die Preisverleihung findet übrigens im Rahmen des Festivals statt.
Es ist Tradition, dass eine oder ein Musiker/-in aus Österreich damit beauftragt wird, das Programm auf der Mainstage im Congress Saalfelden mit einem eigens dafür komponierten und konzipierten Stück zu eröffnen. Dieses Jahr ist die Wahl auf den Saxofonisten und Klarinettisten Leonhard Skorupa gefallen, der seine Komposition für den 22. August „Sonic Feast“ („Klangmahl“) nennt. Dafür wird er das Saxofon beiseitelegen und sich mit der Berlinerin Silke Eberhard auf die Klarinetten konzentrieren. Komplettiert wird sein Quintett durch die Estin Kirke Karja (Piano und Fender Rhodes) sowie die Kölner Robert Landfermann (Bass) und Leif Berger (Drums). Wer den Wiener kennt, weiß, dass es mit der Besetzung allein nicht getan ist. Die Partitur von „Sonic Feast“ ist grafisch und nicht-linear, zudem wird dem Tontechniker die Aufgabe zukommen, das klangliche Geschehen auf der Bühne vom Mischpult aus kommentierend zu bearbeiten. „Das Moment der Überraschung ist mir, wie bei meinen bisherigen Arbeiten, sehr wichtig“, so Skorupa.
Die in New York lebende, mexikanische Vibrafonistin Patrica Brennan kommt mit ihrem Septett nach Saalfelden, auch der Osloer Bassist Ingebrigt Håker Flaten will sich auf den Weg ins Salzburger Land machen, um mit seinem aktuellen Ensemble (Exit) Knarr das Motto „Free the Jazz“ Klang werden zu lassen. Dann noch unter anderem auf der Mainstage zu hören: das Orchestra Of Good Hope um den Bezau-Beatz-Macher Alfred Vogel (Drums) und den Argentinier Leo Genovese (Piano), das britisch-schwedisch-französische Quartett [Ahmed], der ebenfalls Saxofon spielende Sohn Pharoah Sanders’, Tomoki Sanders, mit Quartett, eine Band mit dem programmatischen Namen Ancient To The Future, in der Ava Mendoza (Gitarre), Majid Bekkas (Guimbri) Xhosa Cole (Saxofon) und Hamid Drake (Drums) dabei sind, und als Festivalabschluss die Rhythmusgruppe von The Bad Plus mit Reid Andersen (Bass) und Dave King (Drums), die in Saalfelden mit Chris Potter (Saxofon) und Craig Taborn (Piano) zusammenkommen werden.
Pedro Melo Alves TrioDas einmalige Erlebnis Jazzfestival Saalfelden offenbart sich indes am Ehesten in den Nebenreihen, mit denen die Stadt und ihre verschiedenen Orte bespielt werden, aber auch die idyllische Landschaft der Alpen drum herum. Da sind zum einen die Shortcuts im Kunsthaus Nexus, wo diesmal unter anderem Max Andrzejewski mit einem Streichquartett des Ensembles Resonanz, ein Jazz-Piano-Trio um den portugiesischen Schlagzeuger Pedro Melo Alves, ein Duo mit Andreas Schaerer und Genovese oder ein Trio mit Brennan, Jort Terwijn (Bass) und Christian Lillinger (Drums) zu hören sind. Zum anderen sind da die Konzerte in der Otto Gruber Halle, die sich auf (jazz)musikalische Avantgarde fokussieren – wie zum Beispiel das Sextett Raw Fish des dänischen Gitarristen Teis Semey, das Quartett Crutches um den Leipziger Gitarristen Jan Frisch oder das norwegische Trio Phønix. Dann ist da noch die Buchbinderei Fuchs, wo inmitten der Druckereiwerkstatt umgeben von allerlei Buchbinderutensilien die Künstler/-innen auftreten. Mit den mit „Mountain Tracks“ überschriebenen Konzerten geht es in die Bergwelt rund um Saalfelden, während man bei „We Hike Jazz“ mit Lukas Kranzelbinder hinauf zu Bergalmen wandert, um bei Konzerten in unterschiedlichen Besetzungen des Bassisten dabei zu sein.
Ein besonderes Augenmerk gilt dieses Jahr dem Projekt „Der kürzeste Weg“, das den Widerstand des Eisenbahners Karl Reinthaler gegen das NS-Regime thematisiert. Fünf fix installierte Hörstationen im öffentlichen Raum erzählen dessen Geschichte, eine sechste im Urslaupark bringt ein Musikstück von Kranzelbinder und Sun-Mi Hong (Drums) zu Gehör. Zudem wird dieses Stück von weiteren Bass-Schlagzeug-Duos interpretiert – dann in der Buchbinderei Fuchs.
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Jazzfestival Saalfelden