Tré

Brissago

(Double Moon/Challenge)

Tré - BrissagoManchmal bedeutet Avantgarde auch einen Blick zurück und zur Seite. Tré greifen auf ein üppiges Erbe zu, das ihre Schweizer Heimat ebenso betrifft wie die Gewohnheiten der freien Szene. Da die Musiker eine Tendenz zur Selbstironie haben, wird daraus keine angestrengte Kopfgeburt, sondern ein hintergründiger Kommentar zu Gewissheiten der improvisierenden Klangbehandlung. Dabei nützen Tré geschickt die Vorteile der kargen Besetzung von Tenorsaxofon, Posaune und Schlagzeug. „Brissago“ ist daher ein Gespräch mit hohem kommunikativem Faktor. Sie beziehen ein umfassendes Stilspektrum in die Trialoge ein, angefangen bei alpenländischen Motiven bis hin zu neumusikalischen Motiven, vom hintergründigen Funk-Beat bis zu frei wirkenden Akzenten, die allerdings sorgsam geplant sind. „Brissago“ geht mit dem rhapsodischen Charakter der 21, teilweise sehr kurzen Stücke noch deutlich weiter als die bisherigen Alben. Es wirkt einerseits wie ein Skizzenbuch zu den Möglichkeiten ausgebuffter Formentwicklung, vermeidet aber gleichzeitig die avantgardeske Willkürlichkeit der Free-Väter. Vor allem aber sind Thomas Lüthi, Bernhard Bamert und Christian Niederer ausgezeichnete Musiker, die aus dem exaltierten Konzept eine Band mit Inhalt, mit Identität machen. Und irgendwie Freaks.

Text
Ralf Dombrowski
, Jazz thing 95

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2024

1 Kommentar zu „Tré – Brissago - Brissago“

  1. Herzlichen Dank nachträglich an Ralf Dombrowski für die gute Kritik unserer neuen CD am 27. Aug 2012!
    Lieber Gruss Bernhard von tré