Paolo Fresu Devil Quartet

Desertico

(Bonsai Music/Harmonia Mundi)

Paolo Fresu Devil Quartet – Desertico (Cover)Der Italiener, so will es das Klischee, hat es mit der Melodie, er mag das Schmettern und das Schwelgen, die sanfte Brise der Melancholie und das ganz, ganz große Gefühl. Das ist bei Paolo Fresu, dem Trompeter aus Sardinien, nicht anders als bei Verdi und Konsorten, in der Folklore oder noch in den wüstesten Eruptionen des italienischen Free Jazz: die Melodie als das Ungebrochene im Verblendungszusammenhang, das Wahre im Falschen steht im Zentrum. Mit „Desertico“, dem erst zweiten Album seines bereits seit neun Jahren bestehenden Devil Quartet, huldigt er einerseits ihrem Schmelz, führt ihn andererseits in eine zeitgenössische Wüste, wo aktuelle Rhythmen und die garstigen Störgeräusche der Moderne in die Unwägbarkeiten der Improvisation einfließen, und macht bei aller Abgeklärtheit deutlich, dass Fresu nah am Wärmestrom dieser Musik gebaut ist.

Text
Stefan Hentz
, Jazz thing 98

Veröffentlicht am unter Reviews

jazzfuel

1 Kommentar zu „Paolo Fresu Devil Quartet – Desertico - Desertico“

  1. Noch spät ein Kommentar: Fresu ist erst in zweiter Linie, zuerst ist er mal Sarde, und das ist schon ziemlich ein Volk für sich, die Sarden sollte man nicht mit dem Rest Italiens in einen Topf werfen. Z. B. ist die Vokalmusik der sardischen Bergdörfer eher am Rhythmus als an der Melodie orientiert …