Die Sache mit den Namen (Teil 2)

Julia HülsmannGerade als ich meinen letzten Blog fertig hatte, sagte mein lieber Mann Marc zu mir: „Hättest ja auch nicht nur über Songtitel, sondern auch über Bandnamen schreiben können…“

Marcs Lieblingsbandname ist übrigens Rolf Mommsen Septett – eine 9-köpfige Funkband, bei der niemand Rolf Mommsen hieß.

Aber wenn man drüber nachdenkt, merkt man schnell: Bandnamen im Jazz gibt es eigentlich kaum. Es heißt doch immer Pat Metheny Group, Brad Mehldau Trio, Miles Davis Quintet… ja, und mit meinem Trio mach ich’s ja auch so. Aber warum eigentlich? Ist der Jazzmusiker an sich Individualist, Solist, Einzelkämpfer oder einfach nur karrierebewusst?? Wahrscheinlich alles auf einmal. Natürlich ist es eben meist so, dass der Namensgeber auch der Komponist, Arrangeur und musikalischer Leiter ist.

Wie oft gibt es überhaupt tatsächlich Jazzbands, die wirklich als Band verstanden werden wollen? Mir sind da nach viel Denkarbeit nur ein paar wenige eingefallen (das gibt’s natürlich bestimmt noch mehr):

The Bad Plus

Fly

Günter Adler

Weather Report

Oregon

Der rote Bereich

Im Pop/Rock-Bereich sieht das ja ganz anders aus. Da fallen mir ohne Nachdenken jede Menge ein: Radiohead, The Police, Led Zepplin, Beatles, Rolling Stones, Depeche Mode, The Who und und und… Da hat die Band meist eine andere Funktion; oft werden im Proberaum die Songs geschrieben und man ist durchs viele Proben, In-der-Kneipe-Hängen (das können wir Jazzer natürlich auch gut), die langen Studiosessions und das Touren zusammengeschweißt. Der Jazzmusiker übt ja auch ganz schön viel alleine vor sich hin.

Natürlich gibt es im Rock/Pop auch die Solisten: Madonna, Sting, Prince… Aber niemals würde auftauchen: Madonna Trio, Sting Quartet oder Prince Oktett. Das gibt’s eben nur im Jazz und in der Klassik.

Bei der Bandnamen-Forschung bin ich dann ganz schnell bei den Trios hängen geblieben. Das ist eine ganz eigene Spezies, denn irgendwie scheint es so zu sein, dass besonders die Dreiergruppierung dazu einlädt, im Namen verwendet zu werden – als ob es besonders wichtig wäre, darauf hinzuweisen, dass man (nur?) zu dritt ist.

Es gibt z.B.:

Triocolor

Triband

Triosence

Trio Elf

Trio Sud

Triosphere

Triez (das ist der Name eines spanischen Trios, das so heißt, weil die Namen der drei Musiker alle auf -ez enden)

Triodyssee (so hieß mein erstes Trio)

Ähnliche Wortspiele mit höherer Musikerzahl sind mir nicht eingefallen.

Jedenfalls habe ich mir Gedanken gemacht, ob es nicht ganz schön wäre, einen richtig guten Bandnamen zu haben, der vielleicht auch schöner klingt als Hülsmann. Irgendwie wäre das auch fairer, denn mein Trio ist ohne Heinrich und Marc ja gar nicht mehr denkbar.

Zu Zeiten des Rolf Mommsen Septetts spielte Marc übrigens mit einigen Musikern aus dieser Band bei, haltet euch fest: Vibramin C. Der Namensgeber (übrigens ein toller Musiker) steuerte auch noch Songtitel bei wie „Schweine im Weltall“ oder „Totan Knasse“. So kann’s gehen.

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6 Kommentare zu „Die Sache mit den Namen (Teil 2)“

  1. Bei Eurer Musik spielt die Sprache eine große Rolle. Der Lyrik die Musik abzulauschen, ist wunderbar!
    Hülsmann klingt für meine Ohren bodenständig-westfälisch. Nach Weite und Wind und wogendem Weizenfeld.
    Mit wichtigem Wiedererkennungswert! Weiter werwenden!

    Gruß

    Micha

  2. Hallo Micha,
    so hatte ich das noch nie gesehen, Weite, Wind, wogende Weizenfelder;…das gefällt mir.
    Vielen Dank für die schöne Assoziation!
    Grüße
    Julia

  3. Dazu ist mir ein Haiku zugeflogen:

    ___________________________

    wind im weizenmeer
    hör doch die goldnen garben
    leben im einklang

    ___________________________
    Gruß

    Micha

  4. Den Trend die Anzahl der Musiker im Bandnamen zu verarbeiten gibt es auch bei Oktetten z.B.

    Oktoposse
    [Acht.] (Oliver Leicht)
    Format Acht
    8Ball (Florian Ross)

    gruß
    Markus

  5. Weil Jazz-Musiker andauernd in verschiedenen Konstellationen zusammen spielen, macht es wohl keinen Sinn, sich Bandnamen auszudenken. Auf der einen Seite macht diese Tatsache das ganze interessant und dynamisch, auf der anderen Seite hört man viel zu oft, dass die einzelnen Musiker zwar ihr Instrument und die Standards beherrschen aber eben nicht aufeinander eingespielt sind. Schade eigentlich. #FließbandJazz

    Und dann die Eitelkeit. Ein Jazzer, der es zu einer gewissen Virtuosität und endlich auch zu einer entsprechenden Reputation gebracht hat, will seinen Stil durchsetzen und spielt deshalb mit Nonames, so dass die Band dann „Max Muster Quintett“ heißt ;-)

    Übrigens denke ich gerade an die Fred Kellner Band, bei der ALLE Fred Kellner heißen…

  6. Lustig, die Mommsens kenn ich..