Pat Metheny

The Orchestrion Project

(Nonesuch/Warner)

PRO

Pat Metheny – The Orchestrion Project (Cover)Auf so ein Album von Pat Metheny haben wir schon lange mal wieder gewartet. In letzter Zeit hat er sich ja vor allem als traditionsbewusster Jazz-Gitarrist generiert, doch da war er eben nur einer von vielen. Auf dieser exzellent produzierten Doppel-Live-CD lässt er jetzt mal wieder sein ganzes dramaturgisches Genie durchblitzen. Er erzählt Geschichten, holt mit seiner Gitarre zu langen Bögen aus, an deren Anfang er immer bereits das Ende im Sinne hat. Neben neuen Kompositionen ertönen vor allem auch einige Klassiker aus dem Metheny-Repertoire wie „80/81″, „Sueno Con Mexico“, „Tell Her You Saw Me“ oder der Dauerbrenner „Unity Village“ in neuen Fassungen. Diese Einspielung ist eine Hommage des 58-Jährigen an seine eigene Fantasie, auf deren gewaltigen Schwingen wir einmal mehr mitreiten dürfen. Das „Orchestrion Project“ ist eine gelungene Weiterentwicklung der Komplexität von „Orchestrion“, die einen Ausblick erlaubt, wohin es den alten Kämpen mit diesem Jugendtraum noch tragen wird. Grandios!

Wolf Kampmann

KONTRA

Bitte nicht schon wieder! Hat Pat Metheny denn nichts anderes zu tun, als seinen Kindheitsträumen zu folgen und uns dafür in Geiselhaft zu nehmen? Klar, seine Generation darf damit hadern, dass es in den 1960ern noch kein „Lego Technik“ gab. Aber muss er uns deshalb zum zweiten Mal mit seinem Orchester im Lego-Format quälen? Was hat Verwirklichung von Jugendträumen mit Kunst zu tun? Es mangelt ihm ja nicht an grandiosen Ideen, aber warum konnte er sie nicht mit seiner Group umsetzen? Metheny ist ein glänzender Kommunikator, die Roboter-Nummer steht ihm weniger. Die immer gleichen Sounds nerven, das Geklapper seiner mechanisch, hydraulisch und pneumatisch gesteuerten Percussion ist von tödlicher Statik. Das hat er doch gar nicht nötig, in Antonio Sanchez hat er einen der besten Trommler der Welt. Auf dieser überdimensionierten Doppel-CD ist keinerlei Fluss in der Musik, und speziell im Klassiker „80/81″ plumpst Metheny tief in eine Grube, aus der er alleine nicht rauskommt. Tragisch!

Wolf Kampmann

Text
Wolf Kampmann
, Jazz thing 97

Veröffentlicht am unter Reviews

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