Marc Cary Focus Trio

Four Directions

(Motéma/Membran)

Pianist Robert Glasper sagt über seinen ähnlich agierenden Kollegen Marc Cary, dass der tief in der Tradition stecke, dabei aber immer auch vorausdenke. Dieses Kompliment bestätigt Cary mit „Four Directions“, einer sich gleichsam auf die Historie des Jazz berufende wie die Zukunft einbeziehende Produktion. Sofort mit dem Opener „Todi Blues“ öffnet der lange Jahre in der Band von Abbey Lincoln spielende New Yorker eine reichlich gefüllte Schatzkiste unterschiedlichst funkelnder Preziosen. Da finden sich indische Tabla-Beats, die mit Go-go-Rhythmen harmonieren, um dann von exotischen Synthiesounds umspielt zu werden. Doch bereits bei der nächsten Nummer „Waltz Betty Waltz“ wechselt die Stimmung. Hier widmet Cary seiner Mentorin Betty Carter einen ekstatischen Piano-Swing. Überhaupt ist Abwechslung das Merkmal seiner vier Richtungen. Hier halten sich rein akustisch gespielte Triostücke (wobei sich zwei Bassisten abwechseln) die Waage mit elektrisch instrumentierten – viel – Fender-Rhodes-Titeln. Aber genau diese scheinbare Divergenz, diese zwei Herzen in der Brust von Cary, lassen seine Musik so spannend, so mitreißend frisch klingen, ganz fern jeder sonst schon oft gehörten Beliebigkeit. Großartig!

Text
Olaf Maikopf
, Jazz thing 101

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2024