Florian Ross

Wheels & Wires

(Fuhrwerk/wolfgangfuhr.de)

Florian Ross Elektrio - Wheels & WiresUnd wieder einmal eines der für Florian Ross üblichen Wortspiele im Albumtitel. Doch „Wheels & Wires“ lässt sich schnell aufklären: Mit „Wheels“ sind die Tonräder gemeint, mit denen der typische Hammond-B3-Sound erzeugt wird, und „Wires“ beschreibt die zahllosen dickeren und dünneren Kabel, die sich durch das Innere der Orgel ziehen. Weit weniger kryptisch als bei früheren Ross-Alben also weist der Titel hinein in die neue CD des Kölner Pianisten, Komponisten und Arrangeurs. Nach seiner Zeit als Organist im Nostalgia Trio von Nils Wogram hat Ross jetzt sein „eigenes“ Hammond-Trio ins Leben gerufen. Wie schon auf seinen anderen CDs auch besticht seine Improvisationsmusik erneut durch ein raffiniertes Vexierspiel zwischen Jazztradition und moderne, wenn Ross beispielsweise deutliche Bezüge hinein in die „Heydays“ des Orgel-Jazz herstellt, als in den 1960er-Jahren das Hammond-Trio zum Inbegriff für den damals populären Soul Jazz wurde. Gleichzeitig bricht er mit dieser Tradition, baut kompositorisch Ecken und Kanten in seinen Orgel-Jazz ein, jagt das typische „Fauchen“ der Hammond gerne auch durch Effektgeräte und experimentiert zudem mit digitalen Klangerzeugern. Mit den Holländern Jesse van Ruller an der Gitarre und Martijn Vink am Schlagzeug hat er zwei Partner im Boot, die sein Spiel mit den Hörerwartungen nicht nur mitmachen, sondern auch kongenial ergänzen, um selbst neue Wege durch das Dickicht dieser geschichtsträchtigen Gattung zu suchen. Eine Klasse für sich: wie antizipierend Vink das saftig groovende Bass-Fußpedal-Spiel des Leaders aufgreift und auf seine Trommeln überträgt.

Text
Martin Laurentius
, Jazz thing 92

Veröffentlicht am unter Reviews

jazzfuel