Enrico Rava Quartet

Wild Dance

(ECM/Universal)

Enrico Rava Quartet – Wild Dance (Cover)Angesichts von Enrico Ravas beeindruckender Diskografie mag diese Behauptung vermessen sein: Doch vieles spricht dafür, dass der Italiener mit diesen vier Mitmusikern die perfekten Ko-Autoren für seine zwischen ätherischer Melancholie und plötzlichen Temperaments-Attacken mäandernden Trompetenerzählungen gefunden hat. Das verhallt-reduzierte friselleske Spiel des Gitarristen Francesco Diodati, die klanglich wie ein Alter Ego des Bandleaders wirkenden Linien des Posaunisten Gianluca Petrella, die firme Grundierung des Bassisten Gabriele Evangelista sowie die unberechenbar flatternden Becken- und Fellschläge des Drummers Enrico Morello – das ist alles wie geschaffen für Ravas Spiel und den auf „Wild Dance“ versammelten Kompositionen älteren und neueren Datums. Man hört Luft, Licht, Feuerbälle, kühle Dunkelheit, Tarantella-Tanz, freie Formen und vergilbte Fotos von New Orleans wie in einem synästhetischen Gesamtkunstwerk. Damit ist Ravas letzte CD, das bizarre Michael-Jackson-Tribut-Album „Rava On The Dance Floor“, vergeben und vergessen.

Text
Josef Engels
, Jazz thing 110

Veröffentlicht am unter Reviews

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