Ecco DiLorenzo Jazz Quartett

Self-fulfilling Prophecies

(Fine Music/Soulfood)

Ecco DiLorenzo Jazz Quartett - Self-fulfilling PropheciesEin bisschen abgewrackt schaut der Sänger hinter dem Mikro aus der Wäsche, er könnte mühsame Abende im Kurhotel einer ostfriesischen Insel hinter sich haben. Doch der Mann auf dem Coverfoto ist durch Soulbands gegangen, hat beim BR moderiert, für Bully Herwig Kalauer produziert, ist Teil der Münchner Lach- und Schießgesellschaft und macht noch viel mehr. Ecco Meineke stemmt all das irgendwie in diese „Self-fulfilling Prophecies“ hinein: Texte mit kritischem Gang, Texte mit ganz viel Ironie und Albernheiten, bisweilen mit dem Aberwitz garniert, den einst die Matadoren der 1920er-Jahre erfanden. Die Musik hat Soul, kalauert beim Blues, frönt ungebremst und mit viel Gefühl dem Flair einer smooothen Brazil-Geschichte. Zwischen einer mit 25 Sekunden verdientermaßen kurz gehaltenen Parodie auf Jazzklischees und einer eigentlich recht ernsten Geschichte über die „Boat People“ von heute zieht Meineke/DiLorenzo alle Register. Und croonen kann er tatsächlich, bis in die allerletzte Silbe hinein. Er hat ja auch die Jahre über Nat King Cole studiert. Die reifen Früchte serviert der Münchner nun als lockeren Cocktail auf Deutsch; für Fans ein Schmankerl.

Text
Uli Lemke
, Jazz thing 95

Veröffentlicht am unter Reviews

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