Matisyahu: Ausladung in Spanien

Vom Rotoom Festival ausgeladen: MatisyahuMatisyahuEigentlich sollte der jüdisch-amerikanische Musiker Matisyahu beim derzeit laufenden Reggae-Festival Rototom Sunsplash im spanischen Benicàssim auf der Bühne stehen. Doch die Veranstalter haben ihn ausgeladen. Grund: Er entsprach nicht der Forderung, sich schriftlich oder in einer Videobotschaft für die Gründung eines Palästinenserstaates auszusprechen und gegen den Krieg Stellung zu beziehen. In spanischen Medien ist zu lesen, dass die Festivalorganisatoren dem Druck der Antiisraelbewegung BDS („Boycott, Divestment, Sanctions“) nachgegeben hätten. Diese hatte zuvor eine Aktion gegen den Auftritt des Sängers gestartet und ihn mit dem Spruch zitiert: „Niemals hat es einen Staat gegeben, der sich Palästina nannte.“ Vertreter der BDS nannten Matisyahu einen „Zionisten“, der „Apartheid und ethnische Säuberungen“ unterstütze.

Der als Begründer des „chassidischen Reggae“ bekannt gewordene Matisyahu bezeichnet die Ausladung auf seiner Facebook-Seite als „entsetzlich und übergriffig“. „Mein Ziel ist es, Musik für alle zu machen – egal welcher Rasse, Glaubensrichtung, egal aus welchem Land, welchem kulturellen Hintergrund.“ Matisyahu, der bekannt ist für seine Freundschaften zu und Auftritten mit muslimischen Künstlern, weiter: „Meine Musik spricht für sich selbst. Und ich lasse Politik aus meiner Musik heraus. Musik hat die Kraft, intellektuelle Ideen und Politik zu überschreiten. Sie kann Menschen in diesem Prozess vereinen.“ Mittlerweile schlägt den Veranstaltern Ablehnung auf ihrer eigenen Facebook-Seite entgegen: Einige User werfen ihnen antisemitische Haltung vor, auch Boykottaufrufe des Festivals sind zu lesen. „Ihr habt Reggae, Dub und Roots gründlich missverstanden“, schreibt etwa Jim Shady, und Mon Jarcus stellt die Frage: „Was würde wohl Bob Marley darüber denken?“ Angesichts der Protestwelle ruderte Rototom am Mittwochabend zurück und entschuldigte sich öffentlich bei Matisyahu. Die Entscheidung sei ein Fehler gewesen. Nun ist der Künstler für ein Konzert am Samstag erneut eingeladen.

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Stefan Franzen
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Mark Squires

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