Neustart: Impulse! Records

Erster Act auf Impulse: Henry ButlerHenry Butler

Ob zurzeit ein Umdenken in Sachen Jazz in den Chefetagen der Majorplattenfirmen stattfindet? Vergangenes Jahr wurde jedenfalls unter dem Dach von Sony Music das altehrwürdige Jazzlabel OKeh wiederbelebt – und zwar nicht als Plattform zur Wiederveröffentlichung alter Album-Klassiker, sondern mit Neuerscheinungen von Altvordereren wie Dave Holland und Bill Frisell ebenso wie von jungen, noch unbekannten Musikern, wie zum Beispiel Mir Felder oder Theo Crocker. Nun wurde kürzlich mit einer Presseerklärung bekannt gegeben, dass auch das legendäre Impulse! Records reaktiviert werden soll – als Teil der Universal Music Group (UMG), mit Hauptsitz in Europa und unter der Leitung des Jazzbusiness-Veteranen Jean-Philippe Allard. „Wir hatten ja bereits das Verve-Label, und durch den Kauf von EMI im vergangenen Jahr kamen wir auch in den Besitz von Blue Note Records. So wurden wir über Nacht Hüter des wahrscheinlich weltweit größten Archivs mit Jazz-Aufnahmen“, wird Max Hole, Vorsitzender der UMG International, in der „New York Times“ zitiert. „Dennoch hatte ich den Eindruck, dass wir als Major in Sachen Jazz international nicht gut genug aufgestellt waren“, fügt er offenherzig hinzu.

Es war dann der Franzose Allard, der die UMG-Chefetage von der Notwendigkeit überzeugen konnte, Impulse! Records neu an den Start zu bringen. Zwar soll die Stoßrichtigung des Labels international ausgerichtet sein, doch will man sich zuerst in der amerikanischen Jazzszene verankern – wie die Tatsache zeigt, dass mit dem Amerikaner Brian Bacchus ein weiterer Jazz-Industrie-Veteran das A&R-Management für Impulse! übernommen hat. Den Anfang macht der Pianist und Sänger Henry Butler, dessen Album „Viper’s Drag“, das er unter anderem mit dem Trompeter Steven Bernstein aufgenommen hat, am 15. Juli in den USA veröffentlicht wird, gefolgt von neuen CDs zum Beispiel von Randy Weston, Kenny Barron, Jacky Terrasson, Rodney Kendrick, einem Trio mit Jean-Luc Ponty, Stanley Clarke und Biréli Lagrène sowie einer Live-Aufnahme mit Charlie Haden und Jim Hall vom Montreal Jazz Festival 1990. „Für mich ist es wichtig, dass die Wiederbelebung von Impulse! nicht scheitert“, sagt Allard der „New York Times“: „Ohne Kompromisse in der Musik will ich auch kommerziell Erfolg haben.“

Weiterführende Links:
„New York Times“

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

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