Malky

Größer als sie selbst

Man steht auf Soul und Vintage-Sounds aus den Sechzigern. Damit, und mit den Erfahrungen, die es sich bei Auftragsarbeiten für manche deutsche Popgröße erworben hat, formt das Leipziger Duo Malky eine enorm gefühlvolle Ohrwurmmusik zwischen Soul, Pop, etwas Ethno und Jazz.

Malky (Foto: Max Parovsky)„Ach, das mit den Jobs ist ein Kapitel in unserem musikalischen Leben, das nötig war, von dem wir aber ganz bewusst abgerückt sind“, erklärt Malkys Sänger Daniel Stoyanov selbstbewusst. Die in dieser Phase erlangte Professionalität verleugnen Stoyanov und Keyboarder Michael Vajna natürlich nicht, ist sie doch jeden Moment ihres Debüts „Soon“ (Eight Days/Rough Trade) mehr als deutlich.

„Natürlich halfen uns im Laufe der Produktion die zuvor erlernten Kenntnisse, dem Album mehr Raum und Atmosphäre zu verleihen. Sie geben einem Souveränität und damit eine größere Freiheit, das umzusetzen, was du im Kopf hast.“

Malky – Soon (Cover)In Songs wie „Showdown“ oder „Whose Order“ hört man ganz besonders ihre Affinität zu Prince – hier erzeugen sie eine Gänsehaut-Atmosphäre. Bei einer herzerweichenden Ballade wie „Diamonds“ nötigen sie dem Hörer dann den Griff zum Taschentuch ab.

„Als Sänger habe ich gefühlsbetonte Soulsänger bewundert, sie trösteten mich, und das schloss sich mit meiner slavischen Seele zusammen. In der bulgarischen Folklore gibt es auch Spirituals, Erntesongs, Kummerlieder. All das ist so viel größer als wir selbst – genauso der Soul. Davon wollte ich als Sänger irgendwie ein Teil werden, dieses Wollen ist unbewusster Natur, zeigt sich aber vielleicht darin, dass wir gerne Soul wie Sam Cooke und Roots Reggae wie Lee ‚Scratch‘ Perry hören.“

Schön, dass dann auf dem Album auch einiges „alt“ klingt, https://ark-nova.ch/testosteron-online/denn Malky haben eben Sympathie für Tradition und Kontinuität, und das erscheint ihnen wohl lehrreicher als der krampfhafte Drang nach Neuem.

Text
Olaf Maikopf

Veröffentlicht am unter 105, Feature, Heft

Deutscher Jazzpreis 2024